Donnerstag, 14. Juni 2007
Heikles Thema!
Heute erreichte mich auf mysteriöse Weise ein Artikel aus der Zeitschrift "Undercover". Das aktuelle Heft inkl. dem Beitrag gibts unter http://www.undercovermagazin.de. oder an diversen Auslegestellen in München.

Wie auch immer und wo auch immer. Jedenfalls begleitete das mysteriöse Schreiben die Bitte den Text dringend zu veröffentlichen. Und da der Nachtgalerie.Blogger so ziemlich für alles offen ist, – außer vielleicht für Sadomasosex mit einer runzligen Schafmami oberhalb der Baumgrenze in den Südkarparten – komme ich dem Wunsch nun nach.

– Zitat Anfang –

Undercover-Magazin – Geschichten aus dem Nachtleben: Ein Maxi-Spar-Menü bitte!
By Valeria

Ja, wir alle waren mal Schüler, Studenten oder einfach knapp bei Kasse. Ein Hoch auf den Euro, der uns viele Freiheiten brachte, das Kleingeld noch kleiner machte und in den Barkeepern das Höllenfeuer entfachte.

Der Kleinkonsument (die Cent-Zählmaschine), auch ein König unter den Gästen, verursacht durch den Kraft- und Zeitaufwand des Centzählens immer wieder einen sogenannten Durststau an der Getränkeausgabe, der Bar. Die „Fastdrink-Kette“ wird gerne mit dem Kramen in sämtlichen Taschen, in dem Miniatur-Klettverschluss-Nylongeldbeutel oder aber mit dem Auszählen der Zwei-, Fünf- oder Zehn-Centmünzen unter den Augen der verdurstenden Gäste unterbrochen. Sehr zum Ärger des Barkeepers, der natürlich auch diesen Gast schnell und freundlich empfangen und ihn mit dem gewünschten Getränk versorgt hat. Es wird natürlich auf den Cent genau abgezählt und somit der Service und die Geduld des Dienstleistenden mit einem Schulterzucken honoriert.

Trinkgeld, wie man das Honorar für den Service und Freundlichkeit nennt, schwindet langsam aber sicher aus den Breitengraden der Gastronomie und somit auch das Lächeln der Barkeeper. Geld ist Geld, aber welches davon gehört an eine Bar und welches in einen Supermarkt oder die großen Spendendosen der großen Fastfood-Ketten und welches darf sich Trinkgeld nennen?

Natürlich bekommt man auch an den Bars seine Menüs individuell zusammengestellt. Für die rational denkenden und sparsamen Gäste gibt es jetzt die Sparmenüs in Form von 8cl Sprit, auf zwei Gläser und einem Softdrink. Das Maxi-Sparmenü beinhaltet 12cl Sprit auf drei Gläser, einen Softdrink und viel Eis, denn sonst schauen die Gläser halbvoll aus. Das Super-Maxi-Sparmenü beinhaltet noch zwei zusätzliche Shots in Form von Hochprozentigem, die man als „Kick-off“ runterspülen kann.

Am besten sind natürlich die Bestellungen wie: „Mach ma’n Wodka-Bull, aber schön stark!“ oder „Kannste ma’ bisschen mehr Wodka rein tun?!“ oder „Ein Prosecco auf Eis im großen Glas mit wenig Eis!“. Dabei vergessen wohl viele, dass es an den netten Fläschchen an den Bars sogenannte Zähler gibt, die genau 4cl oder 6cl (je nach Club) des Erwünschten ins Glas gießen, nicht mehr und nicht weniger. Doppelt gedrückt, heißt auch doppelt gezählt und gezahlt. Es liegt im Ermessen des Barkeepers, wann und wen er gerne ein Schmankerl zwischen den Longs ausgibt.

Meist sind es aber auch die Gäste, die die Arbeit und den Service der Dienstleistenden zu schätzen wissen, die auf diese Weise verköstigt werden. Fastdrink ist eben nicht gleich Fastfood und Spendedöschen an den Bars wären ja auch lächerlich.

Das Kleingeld beult die Hosen aus und zwingt uns zu komischen Verrenkungen während des Zahlvorgangs. Wo bleibt denn da die Selbstachtung, wenn man sich nicht geniert, die Cola mit unter-50-Cent-Stücken zu bezahlen? In einem Supermarkt sind die Kassierer stets froh um die ungeliebten Münzen der Nacht. Die Spendedosen im Fastfood-Restaurant füllt man damit auch gern, aber bitte nicht die Geldbeutel der Barkeeper. Ganz klares „No go“.

Umgangsformen wie Bitte und Danke sind ja wohl das Mindeste, wenn man schon knapp bei Kasse ist, was uns ja auch niemand verübelt. Kennen wir alle. Doch anders als bei den Fastfood-Restaurants ist man doch in einer Bar oder im Club zum Vergnügen da und hält sich mehrere Stunden darin auf, genießt die Fürsorge und Performance des Services und wird stets unterhalten.

Das Bar-Personal ist bemüht, jedem Gast eine unvergessene Nacht zu bereiten, also sollten wir auch in Zukunft weiterhin die guten Barkeeper pflegen, denn dann können wir sichergehen, dass uns die Nächte zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis bescheren. Mit der gleichen Freundlichkeit, die uns entgegen gebracht wird und einem Aufrunden der Summe, die uns die Lockermacher kosten, wird sich der Barkeeper gewiss das nächste Mal an uns erinnern und sein bestes tun, um uns auch ein weiteres Mal die Nacht der Nächte zu offerieren.

– Zitat Ende –

... Hmm, ich weiß, daß den Nachtgalerie Blog sowohl unser Personal (also auch Barkeeper(innen)) sowie unsere Gäste lesen – Ja, unbeteiligte "Wedernochs" sind da auch dabei, ihr seid super! – Somit gibt es hier bestimmt auch unterschiedliche Betrachtungsweisen zu dem Thema. Und genauso viele verschiedene Meinungen. Als Barkeeper kommt mir einiges davon bekannt vor. Will hier aber nicht werten oder vorgreifen. Das überlasse ich lieber Euch. Bin gespannnt auf Euer Kommentare!

Wer mir live und in Farbe was dazu sagen möchte, der findet mich heute ab 22.00 Ihr an der Cocktailbar in der Landsberger 185. Wer einfach nur feiern möchte auch.

Bye

Berndi



... comment