Donnerstag, 15. November 2007
From dusk till dawn – und umgekehrt
Mein Wecker klingelt. – Wobei klingeln kann man das ja nicht mehr nennen was die neumodischen Handys von sich geben. – Ein polyphone, wenn nicht sogar realtonige Symphonie erklingt. Vom Display starrt mich ein 6 geteilt durch 30 in roten bedrohlichen Ziffern an. Das ist für mich verdammt früh. Und für meinen Körper auch. Normal öffne ich meine Augen ca. 1,5 Std. später.

Unter Protest erheben sich meine Gliedmassen. Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl meine linke Hand entwickelt ein Eigenleben. Sie will die Bettdecke nicht los lassen. Nach einer kurzen aber heftigen Unterhaltung zwischen Großhirn und Hand gibt sie die Decke dann doch frei.

Mein Blick wandert durch das Fenster nach draußen. "Lebe ich in einem verdammten Schwarzweißfilm?", frage ich mich, als ich draußen die triste Suppe wahrnehme, die vor meinem Fenster wabert. Novemberwetter nennt sich das, und das ist im Moment ganz normal behauptet zumindest der Kachelmann. Dem macht das auch alles gar nichts aus, der hat immer gute Laune, weil der trinkt ja auch Actimel. Ich beschließe, daß er und sein bescheuerter Trinkyoghurt mich mal können.

Vom Schlaf noch benommen torkel ich ins Bad. Der Kerl der mir dort gegenübersteht sieht scheiße aus. Irgendwie zerknittert und mit roten Augen. Wetten, daß er einen trockenen Mund hat der sich anfühlt als hätte er in ihm zehn tote Hamster über Nacht versteckt. Selbstverständlich gewinne ich die Wette. Es ist ja auch mein Spiegelbild.

Ich stütze die Arme aufs Waschbecken und starre eine Weile hinein. Der Wasserhahn tropft. Das macht er immer, wenn ich im Bad bin. Ich frage mich ob er es auch macht, wenn ich nicht da bin... Wahrscheinlich nicht. Er will mich ärgern, deshalb macht er auch diese Kalkränder am Abfluss.

Irgendwie schaffe ich es mich zu waschen und Zähne zu putzen. Rasieren muß leider ausfallen. Das gibt bestimmt Anschieß von der Freundin heute Abend. Aber egal. Ich muß jetzt meine Hose auf dem Laminatboden ausbreiten und sie mit dem Bügeleisen in eine möglichst glatte Oberflächenform zwingen. Geschafft, jetzt ist das T-Shirt dran.

Jetzt nur noch schnell den Laptop irgendwie unter den Arm zu den anderen Sachen klemmen. Der Weg die Treppe herunter zum Auto ist ein Balanceakt. Doch mit meiner Routine ist das ein Kinderspiel. Ich meistere gekonnt die Haustür.

Kaum draußen angekommen hat die Freude ein Ende. Mein Auto ist zugeschneit. Aber okay, ich denke an den Kachelmann. Ein bißchen abkehren und alles ist gut. Die Fahrertür ist nicht meiner Meinung. Sie hat beschlossen etwas festzufrieren. Da hilft nur ein beherzter Ruck: Die Tür gibt nach. Ich taumle zwar nach hinten, falle aber nicht hin. Dafür fällt aber eine gefühlte Menge von 3,45 kg Neuschnee direkt auf den Fahrersitz. Meinen Fahrersitz!

Aber nun gut kein Morgen ohne Herausforderung. Letzte Woche war es der Auffahrunfall kurz vorm Büro und gestern der Blitzer kurz nach dem losfahren. Aber was solls. Für die Naga mach ich das gern. Und der Morgen danach – kann nur besser werden.

Morgen muß ich keine Nachtgalerie-Flyer zwischen 7 und 8 Uhr vor einer Berufsschule verteilen. Morgen werde ich nicht durchgefroren, aber gut gelaunt "Guten Morgen" zu jedem Berufsschüler sagen der meinen Weg kreuzt. Morgen werde ich einfach liegen bleiben, wenn mein Wecker 6:30 Uhr anzeigt.

Fast schon ein bißchen langweilig. Aber eben nur fast. Morgen Abend habe ich wieder Bardienst in der Garage. Und das entspricht schon eher meiner Bestimmung. Spät anfangen und (in der) früh aufhören. ;-) From Dusk till dawn eben.

Ciao

Berndi

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